1964
geboren in Rendsburg
1983 – 89
Studium in Hamburg (Bildende Kunst, Philosophie, Erziehungswissenschaften an der Hochschule für bildende Künste und der Universität Hamburg) – Lehrer an der HfbK: Gustav Kluge, Claus Böhmler
2000 – 03
Grafisches Arbeiten im Atelier von Anja Klafki und Birgit Brab, Kiel
2004
Gastsemester in der Grafik-Klasse der Muthesius-Kunsthochschule, Kiel (Uwe Meier-Weitmar)
seit 2005
Atelier in Schleswig
2014 – 2020
Mitglied im Vorstand des BBK Schleswig-Holstein (Schriftführerin)
Mitglied im BBK S-H, Kunstverein Haus 8 e.V., Multiple Art e.V.
Einzelausstellungen (Auswahl)
2014
These: Tüdelband, Kunstraum B, Kiel
2015
Galerie Müllers, Rendsburg (mit Bende Sonne, DK)
2016
Die beste aller Welten, Das Atelier, Kiel
2020
100 Gründe, Kunstverein Stade (mit Birgit Lindemann, Susanne Nothdurft)
2021
100 Gründe, Radar Sønderborg (mit Birgit Lindemann, Susanne Nothdurft)
Gruppenausstellungen (Auswahl) – K = Katalog
2009
Ereignis Druckgrafik, Galerie Vorort-Ost, Leipzig
2010
Grenzen, Augustiana, Augustenborg, DK
Ereignis Druckgrafik 2, Galerie Vorort-Ost, Leipzig
Druck-Stellen, Brunswicker Pavillon, Kiel
2011
Frauen und Berufung, Kunstverein Elmshorn
Verschleierte Wirklichkeiten, Casa Cultura, Schleswig
2013
Alleweil Viecher, Brunswiker Pavillon, Kiel
2015
„… dass wir die Freiheit haben“, Brunswiker Pavillon, Kiel
2016
Holzschnitt heute, Kreissparkasse Ludwigsburg (K)
2018
Grænselandsudstillingen, Sønderjyllandshallen, DK – Aabenraa (K)
2020
„Kiek di dat an“, Kunstnerhuset Classensgade, Kopenhagen
und Sydslesvigs danske Kunstforening, Flensburg (K)
2020 / 21
„Mix“, Atelierhaus im Anscharpark, Kiel (digital)
2000- 2020
13malige Teilnahme an den Landesschauen des BBK Schleswig-Holstein
REZENSIONEN
Artikel von Sabine Tholund in den `Kieler Nachrichten´ anlässlich der Ausstellung
`These: Tüdelband´ von Imme Feldmann, Kunstraum B, Mai 2014
Spiel mit der Linie ohne jede Geschwätzigkeit
Kiel. In Imme Feldmanns Skizzenbuch finden sich die unterschiedlichsten zeichnerischen Notizen – vom flüchtigen Porträt über Alltagsdinge bis zur „automatischen Zeichnung“ im Sinne der écriture automatique der Surrealisten. Das Skizzenbuch ist für die in Schleswig beheimatete Künstlerin wie ein Tagebuch, und wenn ihr beim Durchblättern ein Entwurf „tragfähig“ erscheint, macht sie daraus einen Holzschnitt. – Warum keine größere Zeichnung? „Die Linie im Holz hat eine unvergleichliche Prägnanz. Diese Griffigkeit kann man mit Malerei oder einer Zeichnung nicht erreichen“, sagt die 49jährige, die an ihr Studium in Hamburg, das sie 1989 abschloss, 2004 noch ein Gastsemester in der Grafik-Klasse der Muthesius-Kunsthochschule anschloss. These: Tüdelband nennt sie ihre Schau im Kunstraum B, ein Einblick in ihre künstlerische Entwicklung seit 2007.
Einem Fundstück zu verdanken ist das Blatt mit einer Spielzeug-Ente auf Rädern. Das Band, an dem die Ente gezogen werden kann, ringelt sich in elegantem Schwung vor dem mit wenigen Strichen umrissenen Tier und haucht dem Motiv erstaunliches Leben ein. Das Spiel mit der Linie ist ein Markenzeichen im Werk von Imme Feldmann, die mit ihrer klaren, reduziert gehaltenen Formensprache jede Geschwätzigkeit vermeidet. Das mystisch oft überhöht dargestellte Motiv eines Anglers etwas bricht sie herunter auf ein sparsam skizziertes Männchen, dessen Angelschnur sich mit einer konzentrischen Kreisstruktur verbindet, die auf der Wasseroberfläche entsteht, wenn man einen Gegenstand hineinwirft. Andere der meist dreifarbigen Drucke, die jüngsten entstanden in der Technik der verlorenen Druckplatte, sind rein abstrakte, grafische Kompositionen oder Netz- und Gitterstrukturen, die durch ihre geheimnisvolle innere Bewegtheit verblüffen.
Einführungsrede im Kunstverein Elmshorn 26.04.2015 (Anders Petersen)
Es freut mich sehr, dass wir auch in diesem Jahr, nach Anja Klafki im letzten Jahr, wieder eine Vertreterin der Druckgrafik hier im Torhaus präsentieren können. Imme Feldmann zeigt uns Arbeiten, die sich aus der klassischen, ausgereiften Technik heraus entwickelt haben und in ihrer Frische und inhaltlichen Vielfalt wie ein großer freudiger Bilderbogen daherkommen.
Für den Kieler Kunsthistoriker Jens Martin Neumann gehört Imme Feldmann in ihrer Art zu den fantasievollsten Künstlerinnen im Lande; diese Ansicht teile ich gerne mit ihm, und ich denke diese Ausstellung wird dazu beitragen, diesen Standpunkt zu verfestigen.
Und so ist vieles bei der Hängung leicht möglich gewesen. Das Teufelchen springt aus der Box, erschrickt die Hochzeitstorte, und still daneben hängt „Gutes Essen – jeden Tag.“ Die drei Grafiken unten im Anbau könnten in dieser Verbindung die Stichworte für ein Wochenendseminar darstellen, bei dem die Teilnehmer zum kreativen Formulieren und Fabulieren angeregt und geschult werden sollen.
Diese Grafiken zeigen sich offen für vielfältigste Interpretationen und lassen sich nicht auf eine eindimensionale Botschaft reduzieren. Die Hochzeitstorten-Grafik ist ein typisches Beispiel dafür. Sie ist Klischee, Pop, Trivial, naiv, Geschichte – und dies in Verbindung mit einer dem Inhalt gemäßen effektiven und technisch brillanten Umsetzung als Farbholzschnitt.
Der Holzschnitt hat etwas Mythologisches und fast Archaisches. Man meint ihn in direkter Linie an die Höhlenmalerei ansiedeln zu können, und er ist so etwas wie das Stehaufmännchen der künstlerischen Druckgrafik – ganz im Gegensatz zum Kupferstich, der Lithografie und dem doch gerade erst entwickelten Siebdruck zum Beispiel, die gegenwärtig nur noch in Nischen zu finden sind. Der Holzschnitt ist weiter aktuell. In der Renaissance ist er das Vervielfältigungsmedium überhaupt, die Romantiker greifen auf ihn zurück, um gerade diese Erinnerung zu wecken, und die Expressionisten betonen die Grobheit und das Wilde des spröden Materials.
Mit dem Bekanntwerden des japanischen Farbholzschnitts in Europa nimmt nicht nur der Impressionismus an Fahrt auf, auch das klassische Schwarz-Weiß Blatt bekommt Konkurrenz im eigenen Lager.
Wir, der Kunstverein, haben mit der Ausstellung der Freien Grafikklasse der Muthesius-Schule zum Jahrhundertwechsel erlebt, wie gerade auch in unserer Zeit die klassische Drucktechnik und besonders der Holzschnitt für die jungen Studenten in Kiel eine neue gravierende Bedeutung und Faszination erlangte. Beispielhaft für diese Entwicklung könnten wir auch die Ausstellung von Johanna Ludwig im Jahr 2003, oder die eingangs erwähnte Ausstellung von Anja Klafki nennen. Neben der aktuellen Medienkunst und der Fotografie sind diese Standpunkte erfreulicherweise weiterhin relevant.
Wenige Platten genügen, um einen Farbraum zu erschaffen, und hier setzt Imme Feldmann ein: Flächenschnitt und Linienschnitt werden kombiniert, und die Künstlerin scheut sich nicht, überholte grafische Gesetze zu ignorieren und mit malerischen Mitteln in den Werkprozess einzugreifen. Eine Vorgehensweise, die auf ihre Anfänge als Künstlerin hinweist.
In den 80er Jahren studierte Imme Feldmann in Hamburger Kunsthochschule und wurde dort, wie sie es sagt, vor allem von den Werken der „Neuen Wilden“ angesprochen. „Das Interesse für zeitgemäße Themen, gelegentlich eine gewisse Ironie und ein frischer, unbefangener Zugriff auf das Künstlermaterial“ waren ihr wichtig, und dies finden wir auch noch heute in den aktuellen Arbeiten.
Stark fixiert auf figürliche Darstellungen kommt sie erst mit der Zeit dazu, auch für ihre eigenen Arbeiten das Abstrakte zu entdecken. Das mag sich aus der eingehenderen Beschäftigung mit der Druckgrafik ergeben haben.
Die Druckgrafik verlangt eine ökonomische Vorgehensweise in der Technik – wer will schon mehrere Farbplatten übereinander drucken, wenn es auch mit zweien gelingt, eine befriedigend ausreichende Farbigkeit zu erzeugen, – und so ist der Weg über das abstrahierende Abbilden zur Abstraktion und zur Ungegenständlichkeit hin weit geöffnet.
Unabdingbare Grundlagen für Imme Feldmann sind ihre Skizzenbücher. Wie in einem Tagebuch hält sie dort zeichnend Gesehenes fest, oder sie kommt über das „automatische Zeichnen“ zu neuen Bildfindungen. Abgeleitet von der „Écriture automatique“ der Surrealisten, einer Methode des Schreibens, bei der die Authentizität des Gedankens allein wichtig ist und die kritische Kontrolle und eine Absichtlichkeit vermieden werden soll, entstehen im „automatischen Zeichnen“ aus dem freien Spiel der Linien ganz eigene – auch eigentümliche – Kompositionen.
Nebenbei gesagt, die viel gefürchtete Angst vor dem leeren Blatt Papier am Arbeitstisch kann man so zudem elegant umschiffen, und die künstlerische Kontinuität im Arbeitsprozess bleibt gewährleistet.
Das Bild „Angler“ könnte vor diesem Hintergrund aus einer freigezeichneten Spirale entstanden sein, und damit wäre die Figur des Anglers die Lösung für die Frage: was mache ich mit meiner Linie, wenn ich im Zentrum angekommen bin. Im umgekehrten Fall liegt das Ende und damit die Lösung außerhalb der Bildfläche und die Spirale mutiert zur gewellten Wasserfläche. Eine vorgespiegelte Illusion, die an die Grafiken von Escher denken lässt.
Gegenstände, Gesichter und Situationen werden in den Holzschnitten von Imme Feldmann verknappt zu Icons oder Bildzeichen. Geschichten werden zu Piktogrammen. Die Situation eines Hotelzimmers mit dem zentral positionierten Doppelbett, dem Symbol der intimen Zweisamkeit, und dem korrespondierenden Bildschmuck – wie so oft stellt sich die Frage: wurde der Bettbezug aufgrund des Bildes ausgewählt oder war es anders herum? – ist ein alltägliches Bild, wie wir es in der Urlaubswerbung in Zeitungen und im Netz finden. In dem die Künstlerin dieses Motiv für bildwürdig erachtet, in den Kunstkontext transportiert und dem billigen Massendruck ein handgefertigtes Original entgegenhält, lässt sie es zu einem Sinnbild werden, und mit dem Wissen darum zeigt sie sich uns in ihrem Selbstbewusstsein als Künstlerin der Gegenwart.
Die Arbeiten von Imme Feldmann sind neben aller Pop-Art Anmutung und Plakativität aber auch in ihrer Verknappung stille Arbeiten und geradezu wortvermeidend. Wie das Piktogramm dem Suchenden ohne Worte die Richtung weisen kann, so vermittelt uns die Künstlerin – man möchte fast sagen mit spröder Geste – gleicherweise Allgemeingültiges und Abgründiges.
So können für Imme Feldmann Plastik-Warenkörbe oder Hochzeitstorten zu „Mythen des Alltags“ werden.